aller Ambitionen. Er hat von Timon von Athen den Fluch gelernt, daß in dieser Welt alles krumm, nur die Büberei gerade ist. Aber der Narr tobt nicht. der Narr steht jenseits aller Machtbesessenheit. Jenseits der Geschichte. Ein unersetzlicher Mensch. Ein einzigartiger Mensch. Der alte Lear weiß das und kann keine Minute ohne ihn sein. Wenn er nicht da ist, ruft er sofort aus: Wo ist mein Narr? Wo ist mein Bursch? Ich glaube, die Welt liegt im Schlaf. Der alte Lear weiß, daß es keine größere Sicherheit gibt, als in der Nähe eines Menschen zu sein, der sich nicht nur nicht auf den Thron setzen will, sondern jene auch schallend auslacht, die zum Thron hetzen. „Da liegt der Spielmann, liegt der Schatz“, sagt Goethe. Da liegt der große, verborgene Schatz, das Lachen über den Abgott und über die Anbeter des Abgottes. Da ist das große und süße Lachen über jenes rasende Nichts, daß der Machtinstinkt ist. Das ist der Narr. „Is this not a rare fellow, my lord? He is as good as anything and yet a fool.“ Der seltenste Kerl auf der ganzen Welt und eine der wichtigsten Figuren der menschlichen Existenz. Er ist genauso wie die anderen und doch ein Narr.
(Béla Hamvas: Harlekin)